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Geschichte des Stadtteils

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Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde von drei Baugenossenschaften, der Hardtwaldsiedlung Karlsruhe, der Volkswohnung Karlsruhe und der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungs-A.G. Berlin, der erste Bauabschnitt der Dammerstocksiedlung errichtet.

Die Stadt setzte mit dem Bau der Siedlung neue Maßstäbe und öffnete sich mit dem Bau der Dammerstocksiedlung, einem der prominentesten Beispiele des Neuen Bauens, dem modernen Siedlungsbau. Die avantgardistische Bauweise des Architekten und geistigen Vaters der Dammerstocksiedlung, Walter Gropius, löste schon unter den Zeitgenossen teilweise heftige Diskussionen aus.

Unter die Lobeshymnen zum "Neuen Bauen" mischten sich einst ebenso Spötteleien. Es war die Rede vom "Jammerstock" mit so dünnen Wänden, daß nebeneinander wohnende Familien mit nur einem Nagel auskamen, um zwei Bilder aufzuhängen. Ebenso witzelte man über die Erfindung des Dammer­­stock-Nachttopfes, der platzsparend den Henkel innen hatte. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten war es mit dem Neuen Bauen entgültig vorbei. Die weitere Bebauung des Geländes wurde im konventionellen Stil vorgenommen.

1907 bereits soll das Gelände zur Bebauung als Industriegebiet mit Gleisanschluß freigegeben werden. Jedoch kam die Planung bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht recht voran.

1926 legte dann der Baubürgermeister Dipl. Ing. Hermann Schneider einen Bebauungs- und Flächennutzungsplan vor.

1928 wurde ein Wettbewerb über die Bebauung des stadteigenen südlichen Teils des Dammerstock-Geländes ausgeschreiben, mit der Vorgabe, das Baugelände bis Mitte des Jahres 1929 zu bebauen. Bei der Ausschreibung stand "der Gebrauchswert der Wohnungen für Familien aus mittleren und unteren Einkommensschichten" im Vordergrund. Zu dem Wettbewerb wurden außer den ortsansässigen Architekten so bekannte Persönlichkeiten wie Walter Gropius, Otto Haesler, Riphahn, Groth, und einige andere eingeladen. Auch das Preisgericht entsprach mit Architekten wie Ernst May, Mies van der Rohe und Paul Schnitthenner, der weit über die örtlichen Verhältnisse hinausreichenden Bedeutung der Ausschreibung.
Den ersten Preis erhielt der Entwurf von Walter Gropius, der kurz zuvor die Leitung des Bauhauses aufgegeben hatte, gefolgt von Otto Haesler. Der "Vater des Bauhauses" übernahm die Oberleitung für den ersten Bauabschnitt und hatte die Tätigkeiten der daran beteiligten Architekten zu koordinieren. Die wichtigste, von Gropius in allen Konsequenzen verwirklichte Planungsidee war die Zeilenbauweise. Anstelle der herkömmlichen Blockrandbebauung trat das Bauen in nord-süd-parallel gesetzten Reihen. Damit erreichte man eine optimale Besonnung - morgens Licht im Schlafzimmer, mittags in den Wohnräumen.

Am 29. September 1929 wurde nach nur sieben-monatiger Bauzeit mit der Ausstellung "Die Gebrauchswohnung" Karlsruhes viel gelobte und ebenso kontrovers diskutierte Siedlung eröffnet.
Man stellte funktionelles Wohnen ohne Plüsch und Schnörkel vor. Speziell für diese Schau hatte man auch passende Möbel entworfen. Werbung und grafische Gestaltung vom Katalog bis hin zum Plakat lagen in den Händen des dadaistischen Künstlers Kurt Schwitters - ebenfalls ein Novum.

Von 1934 ab entstand die von der Gagfah (Gemeinnützige Aktiengesellschaft für Angestellten-Heimstätten) im Sperber-, Bussard- und Falkenweg nördlich der Maria-Matheis-Straße und im Gebiet nördlich der Nürnberger Straße angelegte Siedlung in konventioneller Bauweise.

(Quelle: Stadt Karlsruhe - Stadtarchiv, Vortrag von Dr. Heinz Schmitt, A. Borchardt-Wenzel - Bericht BNN vom 5. März 1989)


Weitere Informationen
Links zu "Tag des offenen Denkmals":
Dammerstocksiedlung Wohnhäuser
Dammerstocksiedlung Waschhaus
St. Franzikus Kirche

FAZ-Artikel vom 26.11.2009:
Neues Wohnen:"Wer im Dammerstock wohnt, zieht nicht weg"

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