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BNN: Das „Ich“ und das „Wir“ in der Demokratie
BNN Karlsruhe, Montag, 14. Juli 2025, Seite 24
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Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Bürgervereine feiert mit kritischen Tönen ihr 100-jähriges Bestehen
Zum Festakt der Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Bürgervereine sprachen (von links) Ulrich Maidowski, Helmut Rempp, Joachim Hornuff und Frank Mentrup. Foto: Jörg Donecker
Karlsruhe. Die Demokratie braucht mehr „wir“ und weniger „ich“. Das ist das Fazit von Ulrich Maidowski. Das Mitglied im Zweiten Senat des Bundesverfassungsgerichts war am Samstag Festredner beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen der Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Bürgervereine (AKB).
Der AKB-Vorsitzende Helmut Rempp hatte Maidowski bei anderer Gelegenheit gehört. Maidowski sieht dunkle und auch gewittrige Wochen am Himmel der Demokratie und führt dies vor allem auf eine Individualisierung der Gesellschaft zurück. Demokratie ist für den Verfassungsrichter eine Aufgabe für alle. Er erwartet von den Menschen Engagement. Dieses sieht er unter anderem bei den Bürgervereinen.
Maidowski ist der Auffassung, dass die Entwicklung zum Individualismus sehr gefährlich für die Demokratie sei. Er forderte die Menschen auf, jeden Morgen in den Spiegel zu schauen und dabei ihre Defizite in Sachen Demokratie auszumachen. Sich selbst hat er hierbei nicht ausgenommen. Auch er könne noch mehr Engagement und Zivilcourage entwickeln. Das Wort „liefern“ mag er überhaupt nicht. So müsse eben der Staat nicht „liefern“. Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) nahm dies in seinem Schlusswort auf und versprach, in Zukunft nicht mehr von „liefern“ reden zu wollen.
Der AKB-Vorsitzende Helmut Rempp wagte einen kurzen Überblick über die Geschichte der Bürgervereine und ihres Dachverbandes. Ein erster Bürgerverein hatte sich bereits 1835 gegründet. Der sich aber lediglich um Geselligkeit kümmerte. Der erste heute noch existierende Bürgerverein ist die 1888 gegründete Bürgergesellschaft der Südstadt. Als sich 1925 die seinerzeit bestehenden Bürgervereine zur AKB zusammenschlossen, hatten sie bereits Themen wie Verkehr, ÖPNV, Lärm oder Sparhaushalt auf der Agenda – wie heute. Rempp und sein Vorstandsmitglied Joachim Hornuff, Vorsitzender des Bürgervereins Weiherfeld-Dammerstock, haben eine umfangreiche Festschrift verfasst. Sie gehen dort auf die unterschiedlichsten Aspekte der AKB-Geschichte und der 25 in der AKB zusammengeschlossenen Bürgervereine ein.
Hornuff verglich die Bürgervereine und ihre Aufgaben und Ziele mit einer Münze, passend dazu, dass Karlsruhe Ort einer von fünf Münzstätten in Deutschland ist. Diese Münze entwickelt sich am besten, wenn ihr innerer Kern als Mitgliedschaft aus einer buntmetallenen Legierung besteht.
Mentrup ließ die vier unterschiedlichen Veranstaltungen an zwei Wochenendtagen Revue passieren: Trauerfeier für Alt-OB Gerhard Seiler, Trauermarsch zur Erinnerung an den Völkermord vor 30 Jahren in Srebrenica, vor den Toren des Rathauses die Mondo und im Rathaus der Festakt zur Feier der 100 Jahre AKB.
So stelle sich eine lebendige, internationale Stadtgesellschaft dar. Und er freute sich darüber, dass die AKB im Bürgersaal des Rathauses feiern wollte. Das Jazztrio Tirantes und der A-Capella-Chor die Zehn aus Bulach rundeten des Programm ab.
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