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11.07.2018

BNN: „Kein einziger legaler Parkplatz geht verloren“


 
Neuordnung der Stellflächen stößt weiter auf Unverständnis / Vor allem in früheren Dörfern ist es eng

Von unserem Redaktionsmitglied Susanne Jock
Eine Welle der Empörung schwappt über die Stadt. Von Nord nach Süd rollt sie und hat sich derzeit etwa in Karlsruhes Mitte aufgebaut – dort, wo aktuell der Straßenraum überarbeitet wird, um das Parken gemäß der rechtlichen Grundlagen zu ordnen. Bekanntlich war Gehwegparken jahrzehntelang in Karlsruhe geduldet, sofern die Bürgersteige nicht zu sehr beeinträchtigt waren. „Wir wissen, dass die Maßnahmen in der Bevölkerung umstritten sind“, sagt Baubürgermeister Michael Obert. „Wir sind aber gezwungen zu handeln.“
Aktuell werden in Daxlanden die endgültigen Markierungen angebracht, teilweise sind aber auch noch die provisorischen roten Linien zu sehen, die vorab signalisieren, was parktechnisch kommen wird. In Daxlanden bedeutet dies für so einige der kleineren Straßen, dass nur noch auf einer Seite geparkt werden darf. Und wie in den anderen Stadtteilen sind dort die direkten Anwohner wenig begeistert und machen ihrem Ärger Luft. Entsprechende E-Mails trafen auch bei Reimund Horzel ein, der dem Bürgerverein Daxlanden vorsteht. „Der Protest ging so weit, dass zusätzliche rote Markierungen angebracht wurden“, erzählt er. Allerdings sei der Schwindel schnell aufgeflogen – schon, weil der Farbton nicht stimmte.
Auch in der Südweststadt, wo der Prozess weitgehend abgeschlossen ist, gab es vor allem aus den betroffenen kleineren Straßen Unmutsäußerungen. „Wir kommen aber vergleichsweise gut weg“, sagt der Bürgervereinsvorsitzende Jürgen Sickinger. An sich halten muss er aber, wenn ihm von Bürgern vorgeworfen wird, sie seien nicht informiert worden. „In Schaukästen und Bürgervereinsheften war das Parken Dauerthema“, stellt er klar.
Viele Bürgervereine haben mit der Verwaltung zusammengearbeitet und Lösungsvorschläge gemacht, auch wenn die Kooperation nicht immer ganz reibungsfrei war. Nicht am Schreibtisch, sondern vor Ort musste entschieden werden. Der Prozess hat viele Mitarbeiter der Verkehrsabteilung beschäftigt, die sonst etwa Verkehrsgutachten erarbeiten, erklärt Obert. Knielingen als einer der drei Pilotstadtteile sei sehr intensiv gewesen. „Das war ein Häuserkampf“, sagt Obert. Allerdings gilt für Knielingen, was sich im Prozess immer wieder bestätigte: In den früheren Dörfern, die lange vor Karlsruhe entstanden, sind die Straßen enger als in den später rund um das Zentrum gewachsenen Stadtteilen – und bieten damit weitaus weniger Möglichkeiten, das Gehwegparken zu legalisieren. Entsprechend hoch sind genau dort die Zahlen „verlorener“ Parkplätze – über Hagsfeld etwa kursiert die Zahl 400. Eine Sichtweise, der Obert vehement widerspricht: „Kein einziger legaler Parkplatz geht verloren“, sagt er. Durch die Legalisierung des eigentlich verbotenen Gehwegparken sei man eher Ermöglicher als Verhinderer. Unterbunden werde nun lediglich, was lange geduldet wurde, aber nie legal war. „Da haben wir keine Chance“, so Obert.
Selbst das Aufgeben von Bürgersteigen wird geprüft – und etwa in der Kleinen Rheinstraße umgesetzt. Eine Variante, der allerdings enge Grenzen gesetzt sind. So darf es beispielsweise keinen Durchgangsverkehr geben. „In Rheinland-Pfalz ist diese Variante gang und gäbe, bei uns problematisch“ so der Baubürgermeister. Zumindest für Daxlanden sieht Horzel hier noch Möglichkeiten, die er geprüft haben möchte. Aber auch die Bürger können nach wie vor Vorschläge machen. „Es gibt Stadtteile, aus denen kaum Anregungen kamen und andere mit über 100 Vorschlägen“, so Obert. Bis 30. Juli kann man sich noch zu Durlach äußern.
Grundsätzlich setze man auf den Dialog und die Einsicht der Karlsruher, stellt Obert klar. Weshalb nun auch nicht sofort Großkontrollen geplant seien. „Flächendeckende Überprüfungen sind weder möglich noch gewollt“, sagt er. Mit Hinweiszetteln agiert die Stadt stattdessen. „Es gab aber auch ganz Uneinsichtige, und am Ende kam das Müllauto nicht mehr durch“, berichtet Sickinger aus der Südweststadt.
Die Erwartung, dass ein kostenloser Parkplatz zur Verfügung stehen müsse, sei Grundlage der aktuellen Empörung, meint Obert. Halb leere Quartiersgaragen untermauerten dies. Grundsätzlich sei zu hoffen, dass durch neue Mobilität die Zahl der Autos langfristig wieder zurückgehe. Auch aus der Einsicht, dass es Verschwendung sei, wenn ein Auto die meiste Zeit ungenutzt dasteht.
Internet

 

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NEU GEREGELT, ABER OFFENSICHTLICH NOCH NICHT AKZEPTIERT ist das Parken in der Graf-Rhena-Straße in der Südweststadt. Fürs Gehwegparken sind die Bürgersteige zu schmal, für beidseitiges Abstellen der Fahrzeuge am Straßenrand ist die Fahrbahn zu eng. Also bleibt nur ein einseitiges absolutes Halteverbot. Foto: Jock

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IN DAXLANDEN werden derzeit die neuen Parkflächen markiert. Nicht überall aber sind die Gehwege so breit wie in der Rappenwörtstraße. Foto: jodo



 

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