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25.06.2021

BNN: Schwierige Streckensuche

BNN Karlsruhe, Donnerstag, 24. Juni 2021, Seite 30

Beim Radschnellweg Karlsruhe-Ettlingen werden mehre Varianten diskutiert

Wer vom südlichen Fuß der Weiherfeldbrücke mit dem Fahrrad nach Ettlingen will, hat bislang die Qual der Wahl. Entweder über die Neckarstraße aus Weiherfeld hinaus und dann an den Hofläden vorbei in Richtung Bahngleise. Oder die Alb überqueren und dann über den Dammerstock und die Lange Straße in Rüppurr nach Süden. „Die meisten Radfahrer fahren aber auf Weiherfelder Seite die Alb entlang und dann über den Friedhof Rüppurr nach Ettlingen“, sagt Moritz Dekorsy vom ADFC Karlsruhe. Deshalb sei die Strecke über die Straße „Links der Alb“ sowie den Reiherbach und die Felder für die Interessensvereinigung der Karlsruher Radfahrer derzeit auch die favorisierte Route für den geplanten Radschnellweg zwischen Ettlingen und Karlsruhe.

"Es ist eine Investition in die Zukunft und ein Beitrag zur Mobilitätswende."
Jens Görisch, Grünen-Ortsverband

Für das Regierungspräsidium Karlsruhe ist diese Streckenführung nach den Erkenntnissen einer Machbarkeitsstudie ebenfalls die bevorzugte Variante. Entschieden ist aber noch nichts, denn derzeit werden beim Scoping-Verfahren die Vor- und Nachteile von mehreren möglichen Schnellweg-Varianten geprüft. Noch bis zum 1. Juli dürfen Bürger und Verbände Einwände einreichen und ihre Stellungnahme zu den einzelnen Vorschlägen abgeben. Die westliche Route führt über Donaustraße an den Bahngleisen entlang nach Ettlingen, die östliche über die Straße „Rechts der Alb“ durch den Dammerstock und Rüppurrer Wohngebiete. Dazu gibt es noch eine Variante über Wehrastraße und Gottlob-Schreber-Weg zum Bahndamm sowie den ADFC-Favoriten. Von der Gemarkungsgrenze zwischen Karlsruhe und Ettlingen, wo alle Varianten münden, geht es dann entlang der Bahngleise zum Bahnhof Ettlingen-West.

Dekorsy begründet seine Auswahl vor allem mit den Vorgaben. „Der Weg braucht eine eigene Fahrbahn, muss kreuzungsfrei sein und möglichst gerade zum Ziel führen. Das kann nicht bei allen Varianten erreicht werden“, sagt der Radschnellweg-Experte. Ein Schnellweg auf der Straße „Links der Alb“ sei aber keine Option, deshalb müsse parallel dazu eine Fahrspur für Radler gebaut werden. „Der Grünstreifen zwischen Straße und Alb ist 125 Meter breit. Da gibt es genügend Platz“, argumentiert Dekorsy.

Einen Radschnellweg auf einer Autostraße lehnt der ADFC wegen der vorprogrammierten Konflikte mit dem motorisierten Individualverkehr generell ab. Schon wenige Autos pro Stunde könnten brenzlige Situationen verursachen und den Radverkehr ausbremsen. Und die Autos von den Straßen zu verbannen, sei wegen der Anlieger in den benachbarten Häusern nicht möglich. Deshalb sieht der ADFC Streckenführungen entlang der Donaustraße oder durch Rüppurrer Wohngebiete skeptisch.

Für dieselbe Variante wie der ADFC plädiert Jens Görisch vom Grünen-Ortsverband Weiherfeld-Dammerstock. Eine Schnellverbindung entlang der Bahngleise habe zwar ebenfalls einen gewissen Charme, so Görisch, doch dafür müssten zahlreiche Kleingärten geopfert werden. Außerdem dürfe der Bau eines Schnellwegs auf keinen Fall zu Lasten der Fußgänger gehen, deshalb müssten parallel zur neuen Radroute Fußwege errichtet werden. Kein einfaches Unterfangen, weiß Görisch. „Aber es ist eine Investition in die Zukunft.“

Gegenwind erhalten ADFC und Grüne aus dem Bürgerverein Weiherfeld-Dammerstock. Der Vorstand sei mehrheitlich gegen eine Zerschneidung des Albgrüns im Wohngebiet und favorisiere deshalb die Variante über die Donaustraße, sagt der Vorsitzende Joachim Hornuff. Außerdem sei die Albbrücke bei der Nürnberger Straße eine viel genutzte Verbindung von Weiherfeld nach Rüppurr und deren Untertunnelung nur schwer vorstellbar. Eine Verbindung entlang des Reiherbachs hält Hornuff aus ökologischen Gründen für nicht sinnvoll.

Ein Radweg entlang des Reiherbachs ist auch für Regionalgeschäftsführer Hartmut Weinrebe vom BUND Mittlerer Oberrhein nicht die bestmögliche Wahl. „Natürlich muss für den Radweg Fläche versiegelt werden“, stellt Weinrebe klar. Trotzdem müssten die positiven Auswirkungen für den Radverkehr und die negativen für den Umweltschutz in Einklang gebracht werden. „Eigentlich sollte die Prüfkulisse erweitert werden“, appelliert Weinrebe. Bisher vermisse er die Möglichkeit für den Rückbau einer Autospur auf der Bad Herrenalber Straße zu einem Radschnellweg sowie die Anbindung der Weiherfeldbrücke über Neckarstraße und Scheibenhardter Allee.

Görisch und Dekorsy denken ebenfalls schon einen Schritt weiter und beschäftigen sich bereits mit der Anbindung des Schnellwegs ans innerstädtische Karlsruher Radverkehrsnetz. Bislang endet die Trasse an der Weiherfelder Brücke. Und dann? Die Stadt will eine Ringroute um die Innenstadt bauen, doch wann diese kommt und wo sie genau verläuft, steht noch in den Sternen. Görisch bringt deshalb eine Verlängerung des Schnellwegs über den Albtalbahnhof und dann auf oder neben der Beiertheimer Allee in die Innenstadt ins Spiel. Dekorsy noch eine Weiterführung über die Günther-Klotz-Anlage Richtung Nordwesten.

In Ettlingen ist man mit dem Start- und Zielpunkts des Schnellwegs ebenfalls noch nicht komplett einverstanden. „Wir wollen nicht, dass die Leute von der Bahn aufs Fahrrad umsteigen, sondern dass sie ihr Auto stehen lassen“, sagt Wassili Meyer-Buck. Deshalb hat der Leiter des Ettlinger Planungsamts die Verlängerung des Schnellwegs ins Industriegebiet Ettlingen-West beantragt. Pläne für eine gute Anbindung von weiteren Ettlinger Quartieren und Stadtteilen liegen ebenfalls bereits in Meyer-Bucks Schublade.


Hintergrund

Mit der Unterzeichnung der Planungsvereinbarung fiel am 30. Juli 2020 der offizielle Startschuss für den Bau eines Radschnellwegs zwischen Karlsruhe und Ettlingen. Bis 2025 soll die rund fünf Kilometer lange Trasse fertiggestellt sein. Prognostiziert werden dann bis zu 8.000 Radpendler täglich. Die Vorgaben für die von Bund und Land geförderten Schnellverbindungen für Fahrradfahrer sind klar definiert. Ein Radschnellweg muss mindestens vier Meter breit sein und in möglichst gerader Streckenführung weitgehend kreuzungsfrei zwischen Start und Ziel verlaufen.eki

 

 


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