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13.06.2021

BNN: Kreuz und quer durch sommergrüne Wiesen

BNN Karlsruhe, Samstag, 12. Juni 2021, Seite 28

Radfahrer und Anwohner besichtigen mit Planern und Politikern Varianten des Radschnellwegs

An der Kreuzung des Brunnenstückwegs mit dem Bahnübergang in den Rüppurrer Wiesen ist ein rundes Dutzend Radfahrer startklar. Es geht darum, wo genau der geplante Radschnellweg zwischen Karlsruhe und Ettlingen verlaufen soll. Sechs Wegvarianten sind derzeit im Gespräch zwischen dem Freibad Rüppurr und den Gleisen der Rheintalbahn. Dazu haben die Grünen aus Rüppurr, Weiherfeld und Dammerstock eine Fahrradexkursion organisiert. Jens Görisch leitet sie an. Endpunkt ist die Kirche St. Franziskus im Dammerstock. Per Rad gewinnen die Teilnehmer ein Bild von möglichen Strecken.

"Wenn hier schnelle Radler fahren, wohin kommen dann die Fußgänger?"
Hartmut Weinrebe, BUND-Regionalgeschäftsführer

Vorteile und Nachteile diskutieren die Radfahrer lebhaft. Erfahrungen aus dem Radleralltag bringt jeder mit. Hintergrundmusik ist das Flöten einer Nachtigall. Knackpunkte gibt es bei allen Trassenvarianten, ob es nahe dem Freibad durch die Rüppurrer Wiesen geht, durch Rüppurrs Lange Straße oder vorbei an den Schrebergärten am Scheibenhardter Weg und durch Weiherfeld.

„Ich bin gegen einen Radschnellweg am Freibad“, sagt Klaus Eisenhut. Mit seinem Hund ist der Anwohner da, er beobachtet: „Inzwischen verhalten sich die Radfahrer, als hätten sie Vorfahrt. Manche wollen wohl einen Rekord aufstellen.“ Die ehemalige Stadträtin Sabine Just-Höffinger ist auch in Rüppurr zuhause und mahnt an: „Mit Kindern können Eltern fast nirgendwo mehr hin.“

Gerade neben den Salmenwiesen mit Braunkehlchen und seltenen Wiesenbrütern prallen auch Artenschutz und Klimaschutz aufeinander, streicht Hartmut Weinrebe heraus. Der Regionalgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gibt zu bedenken: „Wenn hier die schnellen Radler fahren, wo kommt dann der Weg für die Fußgänger hin?“

Das Interesse der Beteiligen oder Betroffenen ist intensiv. Das gilt für alle geplanten Radschnellwege von und nach Karlsruhe. Schon konkret in Planung ist die Strecke Richtung Rastatt. In der weiteren Perspektive geht es um Radschnellverbindungen Richtung Wörth, Stutensee und Bruchsal sowie ins Pfinztal.

Die gemeinsame Besichtigungstour links der Alb zwischen Rüppurr und Weiherfeld gibt auch Gelegenheit, mit Vertretern wichtiger Beteiligter ins Gespräch zu kommen. Vom Regionalverband Mittlerer Oberrhein ist Tamer Soylu dabei. Auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Gemeinderat Aljoscha Löffler und der Vorsitzende des Bürgervereins Weiherfeld-Dammerstock, Joachim Hornuff, radeln mit. Hornuff schlägt vor, den Radschnellweg dem alten direkten Gleisweg in die Stadtmitte folgen zu lassen. Ein neues Gleis bauen, ein bisheriges entfernen und den Radfahrern geben, das ist sein Vorschlag.

Viel Vorstellungsvermögen ist gefordert beim Blick auf die sommergrünen Wiesen, die Felder, die belebten Spazierwege. In dem beliebten Naherholungsgebiet produzieren auch mehrere Karlsruher Landwirte stadtnah hochwertige Lebensmittel, nach Bio-Standard oder konventionell. Standard für einen Radschnellweg ist immerhin vier Meter Breite, separat von Fußwegen oder Autos mit möglichst wenig Kreuzungen.

Keine Nord-Süd-Verbindung, die Radfahrer heute zwischen Karlsruhe und Ettlingen wählen können, kommt dem nahe. Weder in Karlsruhe noch der weiteren Umgebung existiert das. Selbst die schnurgeraden Alleen im Hardtwald sind schmaler, stehen allen Verkehrsarten offen und werden häufig gekreuzt.

„Was wir hier asphaltiert sehen, ist zweieinhalb oder maximal drei Meter breit“, erklärt Moritz Dekorsy, der sich im Regionalverband Karlsruhe des ADFC auf Radschnellwege spezialisiert hat. Eine Kreisstraße sei sechs Meter breit. Florian Hahn aus Rüppurr fährt durch die Wiesen zur Arbeit und erholt sich dort als Spaziergänger. Als Verkehrsplaner warnt er: „Wenn irgendwo die Maße beim Wegebau nicht stimmen, gibt’s hinterher immer Riesenprobleme.“

Am Freibad Rüppurr geht es auch um die Frage, ob Gewässer durch die Neuordnung für die Radtrasse wieder einen ökologisch hochwertigen Uferbereich bekommen können. Außerdem akzeptieren die Exkursionsteilnehmer als Radschnellstrecke keine Fahrradstraße auf Höhe der Schrebergärten: „Da wird dann knapp überholt und gedrängelt.“

Aus der Exkursion gehen Stellungnahmen hervor an das Regierungspräsidium Karlsruhe. Dort läuft das Planungsverfahren für den Neubau einer Radschnellverbindung zwischen Karlsruhe und Ettlingen. Hinweise zum Radschnellweg Karlsruhe – Ettlingen, zu allen Belangen der Streckenführung, Konflikten und Problemen kann jeder schriftlich noch bis Donnerstag, 1. Juli 2021, abgeben.

Roland Schulze ist als Anwohner dabei. Was verspricht sich der Rüppurrer vom Radschnellweg? Schulze fasst es kurz: „Eine gute Lösung fürs Radfahren.“

 

 


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