Anmelden

Mitteilungen aus Weiherfeld-Dammerstock

Aktuell Archiv Veröffentlichen Abonnieren

< zurück

19.04.2021

BNN: Die Zukunft des Nahverkehrs beginnt in Weiherfeld

BNN Karlsruhe, Montag, 19. April 2021, Seite 1

Am Montag startet der Passagierbetrieb mit autonomen Minibussen im Stadtteil an der Alb / Testphase läuft seit gut einem Jahr

Sie heißen Eva, Vera sowie Anna und sind die heimlichen Stars von Weiherfeld-Dammerstock. Seit gut einem Jahr ziehen drei elektrisch betriebene Minibusse im Stadtteil an der Alb ihre Kreise. Fast lautlos suchen sich die futuristisch anmutenden Transportfahrzeuge in moderatem Tempo ihren Weg durch die Straßen des beliebten Wohngebiets. Immer an Bord sind Wissenschaftler, die jeden Parkvorgang mit ernster Miene dokumentieren und die quaderförmigen Busse bei jedem Stopp inspizieren. „Die Fahrzeuge kann man nicht übersehen. Wenn sie auf der Nürnberger Straße unterwegs sind, staut sich hinter ihnen der Verkehr“, sagt Hansjörg Singler aus Dammerstock.

"Das ist ein Musterstadtteil für die nachhaltige Mobilität."
Joachim Hornuff, Bürgerverein Weiherfeld-Damerstock

EVA-Shuttle nennt sich das Projekt, das vom Forschungszentrum Informatik (FZI) und dem Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) im Rahmen des Testfelds Autonomes Fahren Baden-Württemberg organisiert wird. EVA steht in diesem Fall für „Elektrisch“, „Vernetzt“ und „Automatisiert“ und ist nicht weniger als das Versprechen eines visionären Mobilitätskonzepts. In gar nicht allzu ferner Zukunft sollen die Busse nämlich vollkommen autonom – also ohne Fahrer oder Sicherheitspersonal – durch Karlsruhe pendeln und Menschen von ihrer Wohnung zum Einkaufen oder zu den stationären Haltestellen des Öffentlichen Personennahverkehrs bringen. „In Weiherfeld gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten. Deshalb sind wir auf Busse angewiesen“, sagen Dorothea Wang und Ulrike Wielandt. Über die Minibusse haben die beiden Weiherfelderinnen schon öfters gesprochen. Angst vor der Fahrt in einem fahrerlosen Auto habe sie keine, so Wang. „Und wenn ich weiß, wie das funktioniert, fahre ich da gerne mit.“

Ab Montag hat Wang die Möglichkeit dazu. Dann beginnt die nächste Testphase und Passagiere dürfen für eine Fahrt zur S-Bahn-Haltestelle Dammerstock zusteigen. Ein Sicherheitsfahrer ist aber immer noch mit an Bord. In der kommenden Woche wird der KVV im ganzen Stadtteil Flugblätter verteilen und für das Projekt werben. Am Mittwoch gibt dann Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer bei einer Video-Pressekonferenz offiziell den Startschuss für das Projekt. In den vergangenen Tagen gaben sich die Projektleitungen von FZI und KVV bei Nachfragen zugeknöpft. Geheimhaltung war vor dem offiziellen Start die oberste Devise, technische Details oder Meldungen über Fortschritte oder Pannen sollten besser nicht nach außen dringen. Bereits jetzt steht aber fest, dass das Testgebiet in Weiherfeld von der Alb bis zur Neckarstraße und der Wehrastraße reicht. Und dass man sich für die Fahrt die App EVA-Shuttle auf sein Smartphone laden muss.

Auf jeden Fall mit den Pendelbussen mitfahren will Joachim Hornuff. „Wenige Läden, viele Wohnungen – das ist ein Musterstadtteil für die nachhaltige Mobilität“, sagt der Vorsitzende des Bürgervereins Weiherfeld-Dammerstock. Hornuff ist seit dem Projektstart in die Planungen involviert und hat sich schon seine eigenen Gedanken über mögliche Verbesserungen gemacht. Haltepunkte direkt vor Lebensmittelgeschäften könnten seiner Ansicht nach ebenso für einen Mehrwert sorgen wie eine Ausweitung des Testgebiets und eine höhere Fahrgeschwindigkeit. Um den motorisierten Individualverkehr in Wohngebieten zu reduzieren, müssen seiner Ansicht nach alle Anstrengungen unternommen werden.

„Nun braucht es nur noch genug Leute, die in den Shuttles mitfahren“, sagt Hornuff. Gerade da sieht der Bürgervereinsvorsitzende möglicherweise ein Problem. Der Grund: Junge Leute stünden dem Angebot sicherlich aufgeschlossen gegenüber, würden aber kurze Strecken eher mit dem Fahrrad zurücklegen. Und ältere Menschen, die eigentliche Zielgruppe des Projekts, hätten vielleicht eher Bedenken gegenüber der visionären Technik und vielleicht auch nicht die technischen Kenntnisse für die Buchung. „Eigentlich würde ich ganz gerne mit dem Bus mitfahren“, sagt auch Ulrike Wielandt. „Aber ich habe kein Smartphone und werde mir in meinem Alter auch keines mehr zulegen.“

 

 


Kommentare


Kommentieren

Um Kommentare einzugeben, müssen Sie sich anmelden.

Email facebook twitter