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20.11.2014

BNN: Bauen auf dem Bunker im Dammerstock?

Die Voranfrage des Investors liegt bei der Stadt / Ansässige wollen ihren freien Blick behalten

Von unserem Redaktionsmitglied Rupert Hustede

Der Bunker von 1941 ist ein Fremdkörper in der Bauhaus-Siedlung Dammerstock von 1929. Den Leuten in der Danziger Straße ist der Anblick der kahlen Betonplatte aber viel lieber als eine Häuserzeile, die ihren Wohnungen Licht nimmt. Deshalb wollen sie keine Bunkerbebauung, für die bei der Stadt die Bauvoranfrage eines Investors vorliegt.

Christa Burkart, die seit 30 Jahren in einem Gropiusbau als Mieterin der Hardtwaldsiedlung in der Danziger Straße lebt, kündigt starken Protest gegen die Bunkerbebauung an – so wie vor rund 30 und vor 18 Jahren, als eine Hauszeile auf dem Luftschutzraum am Widerstand der Bürger scheiterte. Sie sieht ihre Lebensqualität in der Danziger Straße durch ein Haus auf dem Bunker verbaut. Im Dammerstock und bei der Baugenossenschaft Hardtwaldsiedlung stößt das Projekt des Ettlinger Investors „WLH“ auf keine Gegenliebe.

Dabei geht es bislang nur um eine Bauvoranfrage des Immobilien-Entwicklers bei der Stadt, um die Machbarkeit zu sondieren. Dies bestätigt auch Eberhard Fichter, Chef des Karlsruher Büros Architrav Architekten, das für den Investor „WLH“ in dieser Sache tätig ist. Er erwartet, dass die Stadt Anfang 2015 nach Befassung der Ämter für Stadtplanung und Bauordnung sowie des Denkmalschutzes Stellung bezieht. „Erst wenn die bauplanrechtliche Situation geklärt ist“, könne man Konkretes planen, erklärt Fichter. Derzeit sei die Sache also nicht ausgereift. Fichter dementiert, dass auf der 70 Meter langen Bunkerplatte 200 Wohneinheiten entstehen sollen – und mit vier Geschossen würde sich der Neubau in der Höhe völlig in die denkmalgeschützte Siedlung im Bauhaus-Stil einpassen.

Die Stadtpolitik steckt dabei prinzipiell mitten im Konflikt der Interessen. Einerseits möchte sie sich am jeweiligen Bürgerwillen im Stadtteil orientieren. Andererseits will sie den in der boomenden Fächerstadt stark benötigten Wohnraum für alle Schichten per Nachverdichtung und ohne Flächenfraß schaffen. Gerade versucht sie, mit einem millionenschweren Förderprogramm den Sozialen Wohnungsbau wieder anzukurbeln, um auch für einkommensschwache Menschen Aussichten auf neue Wohnungen zu eröffnen. Zwei andere Flachbunker sind schon lange mit Wohnhäusern bebaut, während die Stadt den Dammerstock-Bunker weiter als Abstellraum und Versteigerungssaal für Fundräder nutzt. In Grünwinkel entstand 1996 nahe der Alb auf dem Bunker an der Zeppelinstraße ein Wohnkomplex. Gleiches geschah mit einer Wohnanlage auf dem Bunker bei der Bernsteinstraße in der Heidenstückersiedlung. Der Schutzbunker Dammerstock galt dem Bund früher als Musteranlage. Deshalb ließ er das eingeschossige Bauwerk aus dem Zweiten Weltkrieg, das größtenteils unter der Erde liegt, zum Schutz der Zivilbevölkerung 1961 aufwendig modernisieren. Die Wände sind zwei Meter dick, die Bunkerdecke aus Stahlbeton 1,60 Meter. Eine für den Dammerstock verträgliche Sprengung halten Experten für ausgeschlossen.

Es gibt noch elf Bunker in der Fächerstadt. Nach Ende der atomaren Bedrohung werden die Betonkästen des Bundes seit 2006 nicht mehr für den Zivilschutz benötigt. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben kümmert sich um Verkauf und Vermarktung. Die drei markantesten Hochbunker im Stadtbild stehen in der Erzberger Straße (Nordstadt), in der Rheinhafenstraße (Daxlanden) und an der Kaiserallee (der Operationsbunker der einstigen Frauenklinik).

 

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BAUDENKMALE ganz unterschiedlichen Charakters bietet der Dammerstock: die Häuser im Bauhaus-Stil (hinten rechts die Danziger Straße), die auch nach 85 Jahren für ihre heutigen Bewohner attraktiv sind, und der Flachbunker aus dem Weltkrieg. Foto: jodo

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Anmerkung des Stadtteilportal-Teams:
Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Teilen Sie Ihre Meinung mit im Stadtteilforum / Baumaßnahmen / Bauen auf dem Bunker im Dammerstock?

Norbert Schenk


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